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Wie
der Ortsname Merkendorf entstand (Merkendorf-Sage)
Waren sie für die einen ein Segen, so waren die Steinhauer-Buam, ganz
berüchtigte Räuberbrüder, für die anderen eine große Plage. Diese
Räuberbrüder lebten in Merkendorf, im Bauernhaus der Familie Lackner, das später der Familie
Zwickl gehörte.
Die Steinhauer-Buam wurden vom armen VoIk - und Arme gab es im großen
Ausmaß - aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft ihnen gegenüber sehr verehrt. Keiner
der Armen hatte von den Brüdern etwas zu befürchten. Die reichen Bauern
und Grundeigentümer hingegen wurden überfallen und beraubt. Der Beuteerlös wurde
zum größten Teil unter der armen Bevölkerung verteilt. Aufgrund dieser Hilfe der Armen
konnten die Räuber auch nie ausgeforscht oder gefangen werden. So schnell wie
sie auftauchten, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Für manchen Reichen
aber, der sich zu wehren wagte oder über die Steinhauer schimpfte, wurde das Leben
zur Qual. Diese wurden gefangen und schrecklich gefoltert. Bei den meisten Einbrüchen
und Überfällen konnten die Brüder ohne Gegenwehr nehmen, was sie wollten.
Ein Großbauer hingegen wollte von seinem Besitz nichts abgeben und schritt den Räubern
entgegen. Nach kurzem Handgemenge wurde er von den Steinhauern überwältigt
und gefangen. Sie legten ihn in den Preßkorb einer Obstpresse und preßten
mit dem Preßbaum den Bauch langsam so breit, bis der Bauer seine Zunge weit hervorstreckte.
Einer der
Brüder sah die lange Zunge und rief erfreut: "Schau her, jetzt
leckt er schon!" Doch damit war noch lange nicht Schluß. Der Preßbaum wurde so lange
gesenkt, bis dem Bauern die Gedärme aus dem Bauch platzten.
Die Steinhauer trieben ihre Raubzüge mit Unterstützung der Armen
noch jahrelang, sodaß man nach langer Zeit dem Dorf nahe Bad Gleichenberg, in
dem sie wohnten, den Namen "Merkendorf", was so viel wie "Merk-Dir-das-Dorf"
heißt, gab.
Verwunschene Seelen erschienen als Zoudawaschala
Der alte Lackner, er war ein Besitzer in Wilhelmsdorf, ging zu seinem
Kellerstöckl nach Frutten-Gießelsdorf. Er trug einen Mostplutza in der Hand,
den er im Keller mit Wein füllte und mit dem Wein wieder nach Wilhelmsdorl zurückging.
Auf halbem Weg im Wald setzte sich der Lackner zur Rast auf den Boden und stellte
den gefüllten "Plutza" ebenfalls ab. Dann stopfte er sich eine Pfeife, und
plötzlich sah er, wie Zoudawaschala erschienen und eines auf seinen Plutza hingriff. Der Lackner
sagte: "Du Zoudawascherl, wirst du gehen!" In diesem Moment verwandelte
sich das schwarze Zoudawascherl in eine weiße Taube und flogweg. Die übrigen Zoudawaschala verschwanden ebenfalls. Erst jetzt erkannte der Lackner, daß es
sich bei den Zoudawaschala um verwunschene Seelen gehandelt hat. Hätte er in der
Mehrzahl zu den sonderbaren Wesen wie "ihr Zoudawaschala, werd's ihr geh'n"
gesprochen, so wären alle erlöst worden. Über das Aussehen der Zoudawaschala
gibt es keine klare Aussage. Schwarz waren sie, als kleine "Viecher" werden sie
bezeichnet, vielleicht so ähnlich wie eine Krähe.
Quellennachweis: "Die schönsten oststeirischen Sagen" von Prof. Johann Schleich basierend auf Erzählungen von Herrn Franz Schober, 8344 Wilhelmsdorf 14.
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Beschreibung des ehemaligen Gemeindewappens
Für
das Gemeindewappen von Merkendorf gibt die örtliche Sage vom Steinhauerfranzl
einen glücklichen Ausgangspunkt ab.
Die Ameise
als Wappenfigur wird erstmals in Österreich verwendet. Überhaupt
gibt es bisher in ganz Europa nur ein einziges Wappen mit einer Ameise,
und zwar jenes der elsässischen Gemeinde Fulleren. Der Sinngehalt
der Ameise als Zeichen des Fleißes ist seit dem griechischen Altertum
bekannt.
Dem natürlichen
Verhalten der Ameisen, die sich hintereinander in einer Straße bewegen,
wird insofern Rechnung getragen, indem der Schild einen Bord (= breiteren
Band) erhält und darin die Ameisen laufend dargestellt werden.
Durch den
Bord ergibt sich ein freies Mittelfeld. Darin werden drei Safranblüten
dargestellt. Durch die Pflanzen und Tiere wird eine innere Spannung erreicht
und zugleich eine Sinnbereicherung erzielt. Denn wie die Ameisen in verschlüsselter
Form das Bestreben des Menschen verdeutlichen, so weist der Safran über
die notwendigen Dinge des Lebens hinaus, weil der Safran anfänglich
eine ausgesprochene Luxuspflanze war, die zu Heilzwecken, aber auch als
Gewürzmittel verwendet wurde, besonders aber zur Gelbfärbung.
Dabei wurden nicht die Blüten selbst, sondern die Staubgefäße,
insbesondere der Stempel der Blüte, verwendet. Seit dem 11. Jahrhundert
wurde der Safran auch in Süd- und Westeuropa angepflanzt. Im 15.
und 16. Jahrhundert lässt er sich auch in Mitteleuropa schriftlich
feststellen.
Die Anregung,
den Safran, der bisher in keinem einzigen Gemeindewappen festgestellt
werden kann, darzustellen, gibt der Safrangarten beim einstigen Edelsitz
zu Waldsberg. Er wird in einem Lehensbrief des Jahres 1563 erwähnt.
Mit dem Zeugen
Heinrich von "Waldesperch" von 1187 wird Waldsberg als erster
Ort der Ortsgemeinde Merkendorf schriftlich belegt. Merkendorf und Steinbach
scheinen erstmals im landesfürstlichen Urbar von etwa 1220 - 1230
auf. Wilhelmsdorf dürfte 1357 und Haag 1406 erstmals schriftlich
überliefert worden sein.
Die Aufnahme
von Safranblüten in ein oststeirisches Gemeindewappen erscheint gerechtfertigt,
da er noch vor wenigen Jahrzehnten in der Südoststeiermark angebaut
wurde. Zuletzt wurde der Safran nur noch als Gelbfärbemittel bei
Backwaren verwendet.
Zur Farbgebung
des Wappenentwurfes ist zu bemerken, dass es sich bei den Ameisen um die
roten Waldameisen handelt. Dadurch ist für sie die Farbe Rot vorbedingt.
Das Metall Gold hingegen wird wegen der Gelbfärbung des Safran gewählt.
Freilich ist die Safranblüte selbst blass bis bläulich, die
Staubgefäße aber gelb bis orange. Deshalb wird das Mittelfeld
des Schildes blau gefärbt.
Die Farbgebung
Rot-Gold-Blau kommt bisher nur in einem einzigen Gemeindewappen des Bezirks
Feldbach vor, undzwar bei Kirchberg an der Raab, wo allerdings die Farben
nicht zu solcher Geltung kommen. Übrigens stellt diese Farbgebung
die prunkvollste dar, welche die heraldischen Regeln zulassen.
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